Gutachten zum Mehrwert von Verbundleitungen bei der Nutzung der Tiefengeothermie
OPTIMIERUNG DER GEOTHERMISCHEN POTENTIALAUSSCHÖPFUNG

Das Forscherteam des Verbundprojekts Geothermie-Allianz Bayern hat in einem Gutachten für das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Energie und Landesentwicklung das Potential der Tiefengeothermischen Nutzung durch Verbundleitungen evaluiert. Nach ihren Erkenntnissen kann das Potential durch den großangelegten Transport von Fernwärme technoökonomisch optimal genutzt werden und bietet damit eine Chance große Mengen CO2 in der Wärmeversorgung einzusparen. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse finden Sie in der aktuellen Ausgabe des Magazins Geothermische Energie (Link ).
In den letzten fünfzehn Jahren hat sich Bayern zu einem Hotspot tiefengeothermischer Nutzung in Europa entwickelt. Mittlerweile werden dort im sog. Molassebecken 23 Anlagen betrieben, die klimafreundliche Wärme, Strom und Kälte bereitstellen. Beispielsweise plant die Landeshauptstadt bis 2040 ihre Fernwärmeversorgung klimaneutral und größtenteils aus Tiefengeothermie zu decken. Die Nutzung der tiefen Erdwärme ist allerdings nicht auf München beschränkt.
Hohes Potential in Südbayern
Die in dieser Studie berechnete Nachfrage für Raumwärme und Warmwasser beträgt knapp 160 TWh. Insgesamt wurden 99 Fernwärmebedarfsgebiete in Bayern identifiziert, in denen Fernwärme eine potentielle Versorgertechnologie darstellt. Diese Gebiete entsprechen fast 50 % der Gesamtwärmenachfrage in Bayern. Allein das tiefengeothermische Potential im Molassebecken könnte laut den Abschätzungen 80 % des Fernwärmebedarfs (7655 MWth) decken. Zur Hebung des enormen Potentials wären theoretisch etwa 500 Dubletten, also Förder- und Injektionsbohrungen notwendig.
Fündigkeitsprognosen – ist heißes Wasser ausreichend vorhanden?
Die Fündigkeit weiterer Geothermiebohrungen und damit die Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg der Tiefengeothermie, lassen sich für das Molassebecken vergleichsweise gut voraussagen. Sie weist hinsichtlich ihrer Prognostizierbarkeit jedoch lokal deutliche Unterschiede auf. Vergleichsweise gute Fündigkeitsprognosen sind insbesondere in München, südlich von München und in der östlichen Molasse gegeben, wo es heute bereits eine vergleichsweise hohe Anzahl erfolgreicher Bohrungen gibt.
Optimale Ausschöpfung der Ressource
Die Stärken spielt die Geothermie insbesondere in der Grundlastversorgung aus. Voraussetzung eine Tiefengeothermie-Anlage wirtschaftlich zu betreiben ist, dass die Wärme über ein Fernwärmenetz in ausreichendem Maße abgenommen werden kann. In vielen Teilen des Molassebeckens liegen besonders günstige geothermische Bedingungen vor, die jedoch nicht mit den Wärmeabnehmern an der Oberfläche direkt zusammenfallen. In diesen Fällen gibt es die Möglichkeit über Verbundleitungen die Wärme zu den Verbrauchern zu transportieren und somit das Potential optimal ausschöpfen. Durch den Bau größerer Verbundleitungen erhöht sich die geförderte geothermischen Energiemenge und folglich auch ihr Anteil an der Wärmeversorgung – die Anzahl der benötigten Anlagen wird minimiert. Werden fossile Energien aus dem Wärmenetz verdrängt, lassen sich hohe Mengen CO2 einsparen – Bei Grundlastdeckung durch Tiefengeothermie etwa zwei Millionen Tonnen pro Jahr. Die Analysen zeigen, dass sich die Verbundleitungen auch positiv auf die Wärmegestehungskosten auswirken können sowie die Ausfallsicherheit von Anlagen erhöht.
Hohe Investitionskosten – Ein Hemmnis
Die Umsetzung eines Tiefengeothermieprojekts ist mit hohen Investitionskosten verbunden. Durch den Bau größerer Verbundleitungen werden diese Kosten weiter erhöht. Für kommunenübergreifende Verbundleitungen zum Transport grüner Fernwärme in die Nachbargemeinde und darüber hinaus stehen momentan jedoch keine gleichwertigen Förder-Mechanismen zur Verfügung, wie es sie für die Wärmeproduktion vor Ort gibt. Die Technologie wird für Kommunen oder Investoren dann wirtschaftlich attraktiv, wenn die Anfangskosten insbesondere für Bohrung, Netzausbau oder Verbundleitungen geringer werden und gesellschaftlich mitgetragen werden können.
Die Studie wird in den kommenden Wochen vom Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Energie und Landesentwicklung veröffentlicht.
Kontakt: Dr. Maximilian Keim; Tel.: +49 (89) 289 – 10641; maximilian.keim@tum.de